Vergerio

Vergerio

 

[ver'dʒɛːri̯o],

 

 1) Pietro Paolo, der Ältere, italienischer Humanist und Diplomat, * Capodistria (heute Koper) 23. 7. 1370, ✝ Budapest 8. 7. 1444; wurde als Lehrer der Dialektik und Logik in Padua und Florenz Historiograph der Fürsten von Carrara; setzte sich 1414 auf dem Konzil von Konstanz für die Beilegung des Abendländischen Schismas ein. Von 1417 an stand er im Dienst Kaiser Sigismunds und vertrat 1420 bei der Prager Disputation gegen die Hussiten die katholische Seite. Sein literarisches Werk umfasst Gedichte, Lustspiele, Dramen (»Paulus«), Lebensbeschreibungen (Petrarca, Seneca) sowie ein Erziehungstraktat (»De ingenuis moribus et liberalibus adolescentiae studiis«).

 

 2) Pietro Paolo, der Jüngere, italienischer Publizist und Bischof, * Capodistria (heute Koper) 1497 oder 1498, ✝ Tübingen 4. 10. 1565; Anwaltstätigkeit in Verona, Padua und Venedig. Seit 1530 im Dienste der Kurie, wurde Vergerio als päpstlicher Nuntius an den Hof Ferdinands I. nach Deutschland gesandt, wo er 1535 auch M. Luther traf. Als Bischof von Modruš (Kroatien) und Capodistria (seit 1536) begünstigte er den Protestantismus. Wegen seiner protestantischen Anschauungen denunziert und schließlich exkommuniziert (1549), floh er nach Graubünden, wo er eine Pfarrei übernahm. Bei seinen Reisen (Frankreich, Deutschland, Schweiz, Polen) und seit 1553 als Berater Herzog Christophs von Württemberg in Tübingen entfaltete er eine rege publizistische Tätigkeit gegen das Tridentinische Konzil und das Papsttum.